„Ob ich etwas zu Err-Aah-Uuh-Emm sagen könnte? Was ist das denn? "
"Ja, Sie sind gemeint. Also ich meine, dass mit ,Err-Aah-Uuh-Emm’ doch ganz klar ,Raum’ gemeint ist.“
"Ja meinetwegen. Also ein umschlossener Teil eines Gebäudes zum Wohnen, Schlafen oder Arbeiten. Oder denken Sie bei Raum eher an abstrakte mathematische Strukturen, die auf unterschiedlichen Konzepten des Begriffs der Dimension basieren? Aber vielleicht haben Sie auch eher den Raum philosophisch als grundlegende Komponente der Wirklichkeit im Sinn, oder?“
"Warum sind Sie denn gleich so theoretisch und abstrakt? Nehmen Sie als grundlegende Komponente wirklich mal was einfach Gefühlvolles, also etwas Dichtungsmäßiges!“
„Ja gerne, wenn Sie es wünschen. Aber was muss denn hier im Raum jetzt gedichtet werden?“
„Ihre Worte! Also, warum machen Sie nicht mal ein Gedicht?“
„Ach so, ich soll also ein Gedicht auf ,Raum’ reimen. Dann äh ja, dann rein in den Reim-Raum:
R.A.U.M. – auf Biegen und Brechen
Royale Amouren Um Mitternacht
haben den Raum voll Gefühle gemacht.
Klischeehaft suhlt sich mein armes Herz
im allertiefsten Liebesschmerz.
Wie ein Gletscher donnernd gebiert ein Kalb,
bedrückt mich wie Tonnen schwer der Alb:
Raum ohne Gunst von dir – ich wär ewig verloren,
mein Freiraum wär Leere, ich sinnlos geboren.
Im Kampf mit dem Leerraum will ich mich messen,
beseelt und beflügelt und davon besessen,
Raum mit dir gemeinsam zu teilen,
insbesondere zwischen den Zeilen,
zusammen die Konventionen zu brechen,
zu biegen die Worte, wenn wir sie sprechen.
- - -
So, jetzt haben sie es. Sie haben es ja so gewollt!“
„Ja, toll! Also Sie haben es mit jemandem hier im Raum?"
"Ich? Wieso ich?"
"Ja, sie! Sie haben doch eben etwas vom Raum und von Liebesschmerz erzählt!"
"Ach so. Nehmen Sie das doch nicht gleich so wörtlich. Es ist doch mehr symbolisch und dichterisch. "
"Ist sie vielleicht sogar eine Prinzessin?"
"Nein, also das nun wirklich nicht. Aber wie kommen Sie denn darauf?"
"Wenn ihre Amouren sogar royal sein sollen, dann bleibt doch nur eine Prinzessin!"
"Ja schon. Aber das mit dem ,Err’ am Anfang, das haben sie ja so gewollt und auf ein R passt nun mal Royal.“
"Wenn ich mal ganz offen sein darf, dann passt da weniger der Begriff R wie ‚Royal’, sondern viel mehr das Attribut R wie ,richtig kitschig’ !"
"Haben SIE mit GEFÜHL angefangen oder soll ich das etwa gewesen sein? Aber wenn ihnen der Fluss der Worte zu lieblich ist, dann können wir ja mal ein bisschen Knütteln: In Strophe 3 heißt es: ,Wie ein Gletscher donnernd gebiert ein Kalb, bedrückt mich wie Tonnen schwer der Alb’. Jetzt mache ich aus dem Raum in der nächsten Zeile einfach einen Traum mit T am Anfang. Dann hängt beim Durchlesen der Traum an dem Alb aus der vorherigen Zeile dran und schon ist der ,Albtraum’ herbei geknüttelt.“
"Ja, ja! Da stimme ich Ihnen nun aber uneingeschränkt zu: es ist fürwahr ein Albtraum! Ganz genau so, wie sie schreiben: auf Biegen und Brechen“
"Gut. Sei's drum, dann biege ich eben sprachlich um und breche hier ab. Tschüss bis zum nächsten Mal !“