Sie erinnern sich, liebe Leserinnen, es ging vor ein paar Wochen durch alle Medien:

Die tagelangen Regenfälle ließen die Isar stark anschwellen. Sabine Holzmoser schlenderte in Bad Tölz die Uferpromenade entlang, tief in Gedanken versunken. Jäh wurde sie aus ihrem Grübeln durch einen Schrei gerissen: Von der nahe gelegenen Brücke sah sie einen kleinen Jungen in den Fluss fallen. Sofort sprang sie in die reißende Isar, kämpfte mit den Wellen und Strudeln und zog schließlich das Kind aus den tosenden Fluten.

„Woche der Frau“, wie Sie ja sicher wissen, ist stets an Hintergrundberichten interessiert. Deshalb fragten wir uns: Wie konnte Frau Holzmoser so mutig sein? Wie fühlt sie sich als Lebensretterin?

Unsere Reporterin Uschi Maier fuhr mit einem großen Blumenstrauß zu dem geschmackvollen, im alpenländischen Stil gehaltenen Haus von Sabine Holzmoser und ihrer Familie.

  

Hier für Sie unser Exklusiv-Interview:

Die junge Frau empfing mich freundlich. Sie ist bildhübsch, recht groß, dunkelblond mit einem tizianroten Schimmer im Haar und munteren braunen Augen. Wir setzten uns in die gemütliche Küche im rustikalen Bauernstil, wo das Interview stattfand.

Frau Maier: Frau Holzmoser, wie kam es, dass Sie an diesem Tag am Isarufer spazieren gingen, da doch Hochwassergefahr drohte? Hatten Sie Ihr Baby auch dabei?

Frau Holzmoser: Normalerweise nehme ich das Baby auf meinen Spaziergängen natürlich mit. Aber an diesem Tag wollte ich allein sein und nachdenken. Und die wilde Isar passte gut zu meiner aufgewühlten Stimmung. Ich …

Ja?

Ich dachte über unsere Ehe nach. Sehen Sie, mein Mann Rudi ist ein herzensguter Mensch. Er liest mir jeden Wunsch von den Augen ab und ist auch zu unserer kleinen Moni sehr lieb. Wir kennen uns schon jahrelang, er arbeitet seit zehn Jahren in der Autowerkstatt meines Vaters.

Jede Frau träumt doch aber von einem verständnisvollen Mann.

Natürlich, das tat ich ja auch. Früher kannte ich da genügend andere. Ich habe nämlich nach der Schule in München als Model und beim Film gearbeitet. In diesen Berufen lernt man tolle, interessante Männer kennen – wie zum Beispiel meinen ersten Mann, einen Schauspieler, mit dem ich aber nur vier Monate verheiratet war. Aber das gehört ja gar nicht hierher. Bitte schreiben Sie das nicht.

Selbstverständlich wird nur das gedruckt, mit dem Sie auch einverstanden sind. Wir sind eine seriöse Zeitschrift.

Das weiß ich, denn sonst hätte ich nicht dem Interview zugestimmt. Äh … wo waren wir gerade? Ich wollte sagen, das Leben, das ich vorher in München gekannt hatte, war eben so grundverschieden von dem, welches ich heute führe.

Es ist ruhiger geworden, nicht wahr?

Ja, allerdings. In München, da feierten wir nächtelang und gingen fast jeden Abend aus. Aber hier in Bad Tölz lebe ich als Ehefrau und Mutter. Abends sind wir meist zu Hause – gut, wir bekommen schon auch Besuch, aber es ist eben nicht dasselbe, verstehen Sie?

Ich denke schon.

Mir ging etwas ab, ein bisschen Trubel. Aber den habe ich ja jetzt, nachdem ich den kleinen Oliver aus der Isar gezogen habe. Ständig rufen irgendwelche Leute an oder schreiben mir. Sie sagen alle, dass ich so mutig war.

Das war sogar überaus mutig, Frau Holzmoser, in einen reißenden Fluss zu springen. Wie brachten Sie das nur fertig?

Fr. H,: Ich glaube nicht, dass es mutig war, denn ich habe überhaupt nicht nachgedacht. Ich sprang nur so schnell wie möglich dem schreienden Kind hinterher. Erst später, als alles vorbei war, kam mir zu Bewusstsein, wie gefährlich das überhaupt für mich gewesen war.
Und seitdem dieser Unfall passiert ist, ist mir klar geworden, dass es wichtigere Dinge gibt als schicke Freunde und angesagte Lokale.
Auf meinen Rudi kann ich mich verlassen. Ich bin mir jetzt sicher geworden, welches Leben ich führen will.

Das freut mich für Sie, Frau Holzmoser. Vielen Dank für das Gespräch.