(ein Lohrer Bild von 2008)
Der Lohrer Zwergenaufmarsch ist leider ausgefallen.
Schade, Schneewittchen hätte die vielen Zwerge auf dem Schlossplatz gerne gesehen.
Doch der neue Prinz von Lohr ist zu groß geraten, zu hoch hätte er herausgeragt über all den Zwergen in der Stadt. Deshalb hat er sich auch ins Neue Rathaus zurückgezogen und ist Bürgermeister geworden. Da kann er von seinem neuen Amtszimmer aus bequem den leeren Schlossplatz überblicken. Kein noch so gut gemeinter Zwergenaufstand kann ihn da von der Arbeit abhalten.
Das Schneewittchen, drüben auf seinem Schlossbalkon, hätte schon seine Freude an so vielen Zwergen auf dem Schlossplatz zu seinen Füßen gehabt.
Und so muß eben die Maid immer noch, umgeben von ihren sieben, kleinen Vasallen, wie einst durch die alten Lohrer Gassen ziehen, wo sie vergeblich nach ihrem erlösenden Prinzen suchen muß.
Dabei sollte sie aber genau aufpassen, daß ihr am Wochenmarkt oder gar am Rambourfest nicht die böse Stiefmutter begegnet.
Vor rotbackigen Äpfeln muß sie sich in Acht nehmen, denn die könnten vergiftet sein.
Der Lohrer Rambour ist zwar sauer, jedoch grün und ungefährlich. Das sollte man dem schönen Schneewittchen sagen, wenn es wieder einmal in der Marienapotheke vorbeikommt.
Es wird auch weiterhin immer schwierig für das schöne
„Lohrer Schneewittchen“ bleiben, seinen erlösenden Prinzen zu finden.
Vielleicht muß es nun doch Vorlieb nehmen mit dem gußeiserenen Eisengießer, der vor dem Frauenkloster ebenfalls auf seine Erlösung wartet.
Der Moenus vor der neuen Mainbrücke wartet auch schon seit Jahren vergeblich auf seine Erweckung. Genau so wie der Dicke, der in der Mitte der Fischergasse im Sommer immer die kleinen Kinder naß spritzt.
Die Auswahl der Prinzen hierzulande ist gar nicht mehr so groß, da so allmählich all die jungen schönen Lohrer Prinzen entweder versteinern oder sonst wie verhärten und zu Brunnenfiguren werden.
So manch hoffnungsvoller Prinz hat sich auch in den Maintalbummler gesetzt und ward nicht mehr gesehen.
Schneewittchen muß auch aufpassen, daß es bei seiner Suche durch die Lohrer Gassen nicht in einen der zahlreichen Lohrer Brunnen fällt und vielleicht ertrinkt, noch bevor es erlöst sein wird. Besonders der Gänselieselbrunnen hat es in sich, ganz zu schweigen vom Schneewittchenbrunnen und dem Märchenbrunnen oder dem Hutzelbrunnen weiter oben in der Stadt.
Vielleicht sollte man auch überlegen, bei der Glashütte einen gläsernen Sarg zu bestellen, den man dann an der Mainlände aufstellen könnte, so für alle Fälle.
Dann hätte man eine neue Attraktion für die „Lohrer Spessartfestwoche“, die dann vielleicht mit einem Schneewittchenbier den Keiler in seine Schranken weisen könnte.
Es steht außer Frage, daß der gläserne Sarg für unser Schneewittchen früher oder später gebraucht werden wird, denn es gibt hierzulande schon noch einige Gefahrenstellen, besonders offene Baugruben, geflutet und ungeflutet, die für so ein schönes, junges, unerfahrenes Mädchen, wie unser Lohrer Schneewittchen, das nur ein paar kleine Zwerge als Beschützer hat, gefährlich werden können.
Da könnte man doch darüber nachdenken, ob es nicht angebracht wäre, eine Bürgerinitiative zum Schutz unseres Schneewittchens, also eine „Lohrer- Schneewittchen-Bürgerinitiative“ ins Leben zu rufen. Für das entsprechende Bürgerbegehren liegen bereits drei Unterschriftenlisten für Sie bereit.
Eine Liste befindet sich in der Kapelle des Aloysianums und die zweite wartet oben auf der Franziskushöhe, ebenfalls in der Kapelle, auf Sie.
Beide Orte können Sie bequem mit dem „Lohrliner“ erreichen. Bitte machen Sie von diesem Angebot regen Gebrauch. Bei jeder zweiten Unterschrift bekommen sei eine Tasse Kaffee umsonst.
Für diejenigen, denen der Weg dahin wider Erwarten doch zu beschwerlich sein sollte, haben wir eine dritte Liste im „Josefskeller“ gleich neben dem Schönbrunnen bereitgelegt.
So kann jeder Lohrer, egal ob Mopper oder Schnüdel, bequem seinen Willen kund tun.
Sollte das „Lohrer Schneewittchen“ wider Erwarten doch noch seinen Prinzen finden, könnte man die Hochzeit in der Valentinuskapelle feiern.
Von da könnten sie, umgeben von den tiefen Spessartwäldern, hinüberziehen bis zur Ruine Schönrain, wo die schnellen Züge im Berg verschwinden. Auf der anderen Seite könnten sie hinausfahren und woanders hoffentlich glücklich und zufrieden leben bis an ihr Ende.
Und wenn Sie nicht gestorben sind, können Sie wieder einmal über ein Schneewittchenbegehren nachdenken.