Abendliche Kartenrunde in Daxberg, Bier und Zigarettten die Menge.
Lautstark geht die Tür auf, und aus dem Regen kommen drei Schwarze in wallenden, bunten Stammesgewändern herein. Nach kurzem Rundblick in der fast leeren Kneipe steuern sie zielstrebig unseren Tisch an. Unter lautem Palaver bauen sie geschickt hölzerne Elefantenkarawanen auf unseren Kartentisch. Rote, braune, schwarze. Jedes Tier ein bisschen kleiner als das vorhergehende. Harmonisch geordnet.
Der Wortführer erklärt in gebrochenem Deutsch, es handle sich um handgeschnitzte Kunst aus ihrer Heimat, und mit dem Verkauf finanzierten sie ihr Studium. Ich bin skeptisch, und ein genauer Blick gibt mir recht: billige Industrieware. Zu hoch jedenfalls der Preis, den die Männer verlangen. Die lassen sich indes nicht so leicht abwimmeln und preisen gestenreich ihre Ware an. Meine Kollegen beginnen, sich in ihr Schicksal zu fügen. Es ist schon spät, und die Frauen zu Hause wollen besänftigt werden. Zudem kosten die Tierchen nicht mehr als eine ordentliche Zeche und taugen ganz gut als Dekoration.
Alle kaufen, außer mir. Ich widerstehe den bohrenden Überzeugungsversuchen des afrikanischen Wortführers. Plötzlich nimmt er meine beiden Hände, Handächen nach oben, spuckt symbolisch darauf und reibt sie dann unter Beschwörungsgemurmel gegeneinander. Dann lässt er los und blickt mir lachend ins Gesicht.
Ich erhole mich nur langsam von meiner Verblüung. Die Männer verschwinden in der Herbstnacht draußen, und auch wir verabschieden uns voneinander, ungewohnt wortkarg.
Ich bleibe zurück und bestelle bei Reinhold, meinem Freund und Schankwirt, noch ein letztes Bier, zum Nachdenken und Abschalten. Es kommt schließlich nicht alle Tage vor, dass man nachts im Spessart von einem Afrikaner beschworen wird.