Reiner Georg Cwielong
                                     April 2015
                                     Rosie Schulze (der Name wurde geändert) gewidmet
                                     mit herzlichen Dank
                                     für Ihr lebenslanges Schweigen!


Mir war es noch vergönnt, den besonderen Geist eines Humanistischen Gymnasiums in den Nachkriegsjahren des letzten Jahrhunderts zu atmen.
Ich mache keinen angestrengten Versuch, seine Wirkung auf mich auch nur annähernd zu erfassen. Er verkörperte die höhere Bildung schlechthin, und ein Arbeiterjunge aus einem Kahlgrunddorf war voll mit dieser fremden Welt befasst.
Wie überhaupt wir Alterskameraden uns alle bemühen mussten, den strengen Anforderungen unserer Schule gerecht zu werden. Bei mir kam als zusätzlicher Spannungsfaktor eine recht frühe, heftige Pubertät hinzu. Diese Gemengelage jedenfalls führte zu der Episode, die im Titel angekündigt ist.
Zu dem pädagogischen Maßnahmen unserer Schule gehörte um diese Jahreszeit der jährliche Schulausflug. Heuer sollten Unter- und Mittelstufe in einem Sonderzug zu einem bekannten Salzbergwerk fahren, und im Verlauf des Frühlingstages war eine eingehende Einführung über und unter Tage in diese alte Bergmannskunst geplant.

Ich fand mich im Verlauf der Erkundungen irgendwann auf höhere Weisung in einer stockfinsteren Salzhalle, Körper an Körper mit Mitschülern. Alle folgten dem Vortrag eines Bergwerkführers, der hell angestrahlt von einem hohen Podium sein Wissen über unsere Köpfe ausgoss! 
Ich hatte die Verbindung zu meinen Freunden im Dunkeln verloren und fühlte mich wie ein Dosenhering. Meine Versuche, das finstere Gedränge um mich herum optisch zu sortieren, misslangen, und ich resignierte in der Gewissheit, dass auch der längste Vortrag irgendwann zu Ende geht.
Was dann folgte, treibt mir heute noch Hitzeschauer in den Nacken. Weiß der Teufel warum, aber die zufällige Berührung meiner Hand mit dem weiblichen Hinterteil vor mir löste in mir blitzartig Reaktionen aus, die auch heute nach einem halbem Jahrhundert voll gegenwärtig sind.
Vielleicht erinnert sich der Leser daran, dass ich zu Beginn der Erzählung meine pubertären Nöte erwähnt hatte, und jetzt ist es soweit das ich meine Schande gestehen muss:
Ich begann damals, das anonyme weibliche Hinterteil vor mir ganz langsam, ganz vorsichtig zu erkunden, und als keine hysterischen Angstschreie aufschrillten, sondern das Objekt mir sogar ein Stück entgegen kam, wie etwa den wohltuenden Händen eines kundigen Arztes, war mir schlagartig klar, dass ich eben ein Geheimnis entdeckt hatte. Dann verfiel ich in eine Art Trance.
Hier wird es Zeit, dass ich zu Ende komme. Wer kann sich anmaßen, diese Dinge zu ordnen oder gar zu werten? 
In meinem Fall besorgten meine Freunde mit der Grausamkeit halbwüchsiger Jungen meine Rückkehr ins Diesseits. Ich nahm erst jetzt wahr, dass sich ein Mädchen an meine Seite geheftet hatte, und ich erkannte Rosie Schulze, Trägerin einer riesigen Brille und Lehrerstochter aus einer gemischten Klasse. Die gnadenlosen Spötteleien meiner Freunde vertrieben Rosie augenblicklich. Meine anfängliche Beschämung zahlte ich meinen Kumpanen dadurch zurück, dass ich auf neugierige Fragen nur noch mit einem vielsagenden Grinsen reagierte.
Ganz am Schluss möchte ich noch etwas Wichtiges klarstellen: 
Die erotischen Offenbarungen weiblicher Hinterteile  in düsterer Umgebung bleiben selbstverständlich mein Geheimnis!