Wo bist Du?
Hier! Ich bin hier!
Wo? Ich kann Dich nicht sehen!
Seit wann schaust Du genauer hin.
Hat es Dich jemals interessiert, wo ich bin?
Woher der Sinneswandel?
Ich fürchte mich – vor mir und meinen Taten.
Gedanken sind's, die mich bedrücken.
Von denen ich zu niemand sprechen kann.
Und was glaubst Du, geht mich das an?
Mich, den Du mit Ignoranz gestraft?
Mich, dessen Rat Du nie befolgt?
Mit Fingern zeigen sie auf mich.
Wollen nicht verstehen.
Nur ein einz'ges Urteil kennen sie.
Mir ist egal was dann geschieht.
Denn niemand kann mir helfen,
kann meine Pein so richtig nachvollziehen.
Mein Kopf kennt nur noch einen Film.
Den seh' ich immerzu, nicht nur wenn ich es will.
Es plagt mich die Erinnerung so sehr.
Was willst Du dann von mir.
Du bist doch selbst an allem Schuld.
Die ist es, die Dich drückt.
Willst Du jetzt Opfer sein?
Beklagst Dich, weil Du leidest?
Nein!
Solange ich noch Dein Gewissen bin,
solang lass' ich Dich leiden.
Das ist das mindeste, was Du verdienst.
Erst später wird's die Hölle sein.
Rosemarie Knechtel, Mai 2015